Gerade etwas laut ist sie, die Stadt - das Züri-Fäscht ist in vollem Gange und auch die Streetparade steht bereits vor der Tür. Zürich und Stille scheinen also auf den ersten Blick nicht so richtig zusammen zu passen.
Vielleicht gerade deshalb wurde der Verein STILLES ZÜRICH stilles-zürich gegründet mit dem Zweck die Stille in der Stadt zu fördern und erlebbar zu machen.
Diese Aktionswoche fand 2017 zum ersten Mal statt. Tanja, die ich in einem Meditationsretreat in Beatenberg kennen gelernt hatte, hat mich darauf aufmerksam gemacht. Sie war bereits damals engagierte Projektleiterin von Stilles Zürich. Als Besucher faszinierten mich die stillen Oasen und die meist wortlosen Events in dieser Woche. Ich nahm mir damals bereits vor, beim nächsten «Stilles Zürich» selber etwas anzubieten.
Damit diese Aktionswoche auch 2019 wieder stattfinden konnte, mussten erst wieder Sponsoren gefunden werden. Glücklicherweise fanden sich diese - allem voran die städtischen Kirchen und das Migros kulturprozent und so stand der Durchführung der zweiten «Stilles Zürich» - Woche Ende Juni 2019 nichts mehr im Wege.
So überlegte ich mir in meinem Kämmerchen, wie genau mein Angebot aussehen könnte, ausgehend von meiner Vision, dass sich die Menschen wieder etwas näher kommen, sich wieder mehr in die Augen schauen, dass das Sich-Begegnen unkomplizierter und natürlicher wird, kurzum, dass wir wieder mehr mit unseren Herzen und unserer kindlichen Neugier verbunden sind.
Aus den Puzzleteilchen
Selbstwahrnehmung - In-Kontakt-Kommen - Achtsamkeit - Geschützter-Raum - Augenkontakt - Herzkommunikation
entstand so die
Begegnungs-Oase beim St.Peter
Donnerstag, 27.Juni 2019 18:00 - 19:00 Uhr
Achtsame Begegnungen mit fremden Menschen
Info unter: link
Unsere mentale Wetterbestellung ans Universum («sonnig und trocken») wurde in dieser Aktionswoche voll erfüllt, leider waren wir damit zuwenig präzise und so war diese letzte Woche im Juni die bisher heisseste des Jahres. Und der Donnerstag, an welchem die Begegnungs-Oase stattfand, der bisher heisseste Tag. Bei 34 Grad also schleppten sich Claudia, Ute und ich zum Hinterhof der St.Peter Kirche, fast automatisch steuerten wir dabei jeden Brunnen auf dem Weg dorthin an, dankbar für kühlende Fussbäder.
Kurz vor 18 Uhr kamen die ersten Besucher, weit weniger als gedacht, aber verständlich bei dieser Hitze, denn See und Fluss lockten erstmals mit angenehmen Wassertemperaturen. So starteten wir das Experiment mit einer kleinen Gruppe und schon nach wenigen Minuten war die stille Präsenz und achtsame Offenheit der Teilnehmenden zu spüren. Der Raum hinter der Kirche erwachte und war erfüllt mit einer lebendigen Stille. Aber auch Phasen des Lachens hatten Platz, einige Tränen durften fliessen und irgendwie lagen wir kurz vor Ende der Aktion alle erfüllt und nahe zusammen gerückt auf dem Boden und liessen die Begegnungen nachklingen....
Nach einer kurzen Verschnaufpause folgte zwei Tage später meine zweite Aktion:
Vitamin H: Silent Hugs am See
Samstag, 29.Juni 2019 15:00 - 16:30 Uhr
Auftanken bei einer spontanen Umarmung... und vielleicht auch gleich selber mitmachen?
Infos unter: link
Bei dieser Aktion konnte, wer Lust hatte und nach einer Umarmung noch nicht genug hatte, gleich selber mitwirken. Man brauchte dazu lediglich eines der gelben Armbändeli und/oder eine der vorhandenen «Free Hugs»-Tafeln zu nehmen und schon war man aktiv dabei.
Bei dieser Samstag-Aktion unterstützten mich Heidi und wiederum Claudia. Unter einer schönen schattenspendenden Kastanie vor der Badi Utoquai richteten wir uns ein, platzierten die Tafeln und Bändeli und klebten Info-Zettel an Bäume und Masten. Viele Menschen waren unterwegs, seeaufwärts und seeabwärts, mit Badesachen, einem kühlenden Bier oder Glacé in den Händen, mit Kinderwagen oder auf dem Fahrrad, gemütlich oder in Eile. Trotz der Hitze war heute die Freude, sich auf eine Umarmung einzulassen gross. Und auch schon bald schnappten sich ein paar Mutige ein gelbes Armbändeli und eine «Free Hugs»-Tafel und boten sich ihrerseits an für eine Umarmung.
Lustig waren u.a. zwei «Polterabend»-Gruppen, eine mit Männern, eine mit Frauen, die lachend unsere Gruppe kreuzten....
Berührend war u.a. ein älterer Mann der mit den Worten «ich getraue mich leider nicht» an uns vorbei lief. Heidi ging ihm dann mit einem sonnigen Lächeln nach und aus der Distanz sah ich, wie es doch noch zu einer Umarmung kam....
Unsere Aktion besuchten über 200 Menschen und auch wenn die «Silent Hugs» nicht immer ganz so still waren, berührend waren sie allemal.
Die nächste Strassenaktion (ausserhalb von «Stilles Zürich») ist bereits in Vorbereitung.
Video Begegnungs-Oase: